MÄHRISCHE MANCHESTER

Vlněna, Mosilana und Nová Mosilana

Vorherige Folgende
  • Nach 1948 waren alle Brünner Fabriken verstaatlicht.

  • Die Fabriken funktionierten zwar weiterhin, ihr Ruhm jedoch verging.

  • Nach der Privatisierung in den 1990er Jahren gingen die meisten sehr rasch zugrunde.

Nach dem Februarumsturz 1948 wurden alle Brünner Fabriken verstaatlicht. Die Fabriken jüdischer Eigentümer wurden bereits in den 40er Jahren arisiert, die Betriebe deutscher Eigentümer wurden im Jahr 1945 konfisziert – darunter auch diejenigen, die den deutschsprachigen jüdischen Holocaust-Überlebenden gehörten. Später wurden auch alle anderen Fabriken in die Nationalverwaltung überführt.

Ihre Nachfolger wurden zwei Nationalunternehmen, zum einen die Vlněna, zu deren Zentrum sich die Neumark-Fabrik am Dornych mit dem schönen Bochner-Palast (bis auf das Palastgebäude unlängst niedergerissen) entwickelte, zum anderen die Mosilana, welche die Fabriken zwischen den Straßen Křenová und Radlas vereinigte.

Das unterfinanzierte und schlecht geführte Textilwesen entwickelte sich jedoch nicht mehr so gut wie früher – die Fabriken produzierten zwar weiterhin Waren von verhältnismäßig guter Qualität, aber ihr Ruhm verging. Auf den EXPO-Ausstellungen in Brüssel (1958) und Montreal (1967) gewannen die Brünner Textilfabriken noch prestigeträchtige Preise, allerdings für Sonderkollektionen von Stoffen, die der Käufer in den tschechoslowakischen Geschäften vergeblich gesucht hätte. Für weltweite Aufmerksamkeit sorgte auch das seit 1967 produzierte künstlerische Textilprodukt Art Protis. Die inländischen Kunden interessierten sich besonders für Tapiko, also für kleine handgeknüpfte Teppiche, welche die sozialistischen Wohnungen überschwemmten.

In seinem letzten Jahrzehnt arbeitete die Textilproduktion in Brünn nur noch in geringem Umfang, und nach der „wilden Privatisierung“ der 1990er Jahre ging sie sehr rasch zugrunde.

Die letzten Unternehmen, mit denen die über 250jährige Geschichte des Brünner Textilwesens heute fortgesetzt wird, sind die Brněnská továrna plstí s.r.o. in Zábrdovice und die Nová Mosilana in Černovice, die jedoch ihre Stoffe fast ausschließlich für den Export produziert. Sonst sind in Brünn nur noch heruntergekommene Brownfields geblieben, die zügig Entwicklungsprojekten zum Opfer fallen, für welche die regionale Historie keine Bedeutung hat.

So wird in einigen Jahren die Geschichte des mährischen Manchesters in den Brünner Straßen nicht mehr zu sehen sein.

Adresse und Kontakt

Charbulova 150
60200 Brno

Fotogallerie

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